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nach Dr.Hans Hochenegg (Universitätsbibliothekar)
Im 16. Jahrhundert besaßen die Tiroler Landesfürsten Hoheitsrechte über
das Unterengadin und das Prätigau. Unter den Erzherzögen Leopold V.
(1602-18), Maximilian den Deutschmeister (1619-32) und Ferdinand Karl
(1632-62) entbrannten in diesem Schweizergebiet immer wieder erbitterte
Glaubenskämpfe. Nach erfolglosen Verhandlungen beorderte man
österreichische Truppen dorthin, verstärkt durch den Landsturm von Tirol
und Vorarlberg.
So kam es am 23. Oktober 1622 zum Frieden von Lindau. Die Ruhe hielt
nicht lang an. Die erhitzten Gemüter ließen sich wieder zu Mord und
Zerstörung hinreißen: ein heretischer Bauer spaltete am 24. April 1624
dem Glaubensboten Fidelis von Sigmaringen den Kopf. Da warben die
Habsburger aus ihren spanischen Landen iberische Söldner an, die an
Grausamkeit und Vandalismus die Einheimischen noch übertrafen. Sie
erschlugen Freund und Feind, wüteten, plünderten und zerstörten ganze
Siedlungen und alle Kirchen und Kapellen. Sie zerhackten und verbrannten
was ihnen in die Hände fiel und warfen es in die Flüsse. Einiges wurde
in Tirol herausgefischt, aufgestellt und verehrt, wodurch einige
Wallfahrtsorte entstanden. Erst am 20. März 1642 gelang es in Feldkirch
Frieden zu schließen.
Ein kleiner Kupferstich von 1736 der Augsburger
Kunstfirma nahm darauf Bezug. Es stellt ein Christkindl auf einem
Stühlchen dar mit der Legende: "Im Haller Damenstift verehrtes
Christkindlein aus dem Engadin, von einer Muttergottes abgehauen, in den
Innstrom geworfen, nach Hall geschwommen, herausgefischt und den
Stiftsdamen gebracht." Das von Erzherzogin Magdalena, Tochter Kaiser
Ferdinand I. und Schwester Erzherzog Ferdinand II. von Tirol mit dessen
Hilfe 1569 gegründete Damenstift war ob seiner Wohltaten willen weitum
bekannt. Die Haller Salinenstadt war auch der Kopf der Innschifffahrt.
Ein über den Inn gezogener Rechen fing das nötige Treibholz für das
Feuer zur Salzgewinnung im Sudhaus auf. Taglöhner mussten das Holz aus
dem Wasser dorthin bringen. Eines Tages entdeckten einige das aus
Lindenholz geschnitzte, nackte Kindlein mit verschränkten Beinchen und
darunter eine Hand, die sichtlich von einem Arm abgehackt war. Gerührt
betrachteten die rauhen Burschen den Fund, der sie an die Schweizer
Glaubenskriege erinnerte und beschlossen das Jesulein den Stiftsdamen zu
bringen, die als Ornamentstickerinnen bekannt waren, damit sie es
bekleiden sollten. Nicht nur einige reich bestickte Kleider mit einem
zierlichen Hut bekam das liebliche Schweizerkindl, sondern auch ein
geschnitztes Stühlchen, womit es in einem verzierten Glaskasten
gestellt, zu gewissen Zeiten in der Stiftskirche aufgestellt wurde und
bald aller Herzen anzog, um so mehr als es auch Gebetserhörungen gab.
Ein Familienvater vernachlässigte Frau und Kinder, vertrank und
verspielte seinen Lohn, schimpfte und lästerte, weil er immer verlor.
Seine Familie aber ging zum Jesulein in die Stiftskirche und betete um
die Bekehrung des Vaters. Da geschah es eines Abends, dass der Vater bei
ihrer Rückkehr schon daheim war. Allerdings schimpfte und lästerte er
wie gewöhnlich, ja noch mehr, weil beim Kartenspiel der Herzkönig
verloren ging und man deshalb nicht mehr spielen konnte. Um dem
schimpfenden Vater zu entgehen, kehrten Mutter und Kinder in die
Stiftskirche zurück und was sahen sie? - Das Jesulein hielt den
Herzkönig in der Hand! Die Kinder liefen heim um dies dem Vater zu
erzählen.
Ungläubig und widerwillig, ließ er sich doch in die Kirche ziehen - da
packte es ihn: er schwor der Spielsucht ab und wurde ein guter
Familienvater.
Im Jahre 1611 brach in Hall die Pest aus und forderte 171 Todesopfer.
Damals war das Jesulein noch nicht in Hall. Als 1634 und 1637 Hall
wieder die Pest heimsuchte, dauerte sie nicht lange und verlangte kein
Todesopfer. Die dankbaren Haller trugen das Jesulein durch die Gassen
der Altstadt mit Dank- und Lobliedern. Die Stiftsdamen stickten ihm
einen roten, Goldverzierten Mantel und die Stadt spendete ein mit
kostbaren Perlen und Steinen geziertes Krönlein - welche beide im
Stadtmuseum verwahrt sind. Als das Haller Damenstift im Zuge der
Säkularisierung, 1783 von Kaiser Josef II. aufgehoben und die reichen
Schätze in alle Winde verstreut wurden, war das Jesulein verschwunden -
es wollte bei seinen lieben Hallern bleiben. Als Kaiser Franz Joseph I.
1909 zur Hundertjahrfeier der Tiroler Helden nach Innsbruck kam,
besuchte er seine Ahnfrau Erzherzogin Magdalena, die man mit ihren
Schwestern und Nichten in die Gruft der Jesuitenkirche umgebetet hatte,
um der ehrwürdigen Ahnfrau - deren Seligkeitsprozess unter der
Protokollnummer 268 im Vatikan zu Rom eingeleitet ist - seine drückenden
Sorgen anzuvertrauen und um ihre Fürsprache und Hilfe zu erflehen. So
lieh seine Majestät den Bitten des Thronfolgers Erzherzog Franz
Ferdinand ein geneigtes Ohr, als dieser ihn um Zustimmung und
finanzielle Hilfe zur Restaurierung des Haller Damenstiftes ersuchte.
Die Arbeiten gingen zügig voran. Zur großen Zufriedenheit Seiner
Majestät konnte das Kloster den "Töchtern des Herzens Jesu" übergeben
werden und zwar am 28. September 1912 – als Andenken an den feierlichen
eucharistischen Weltkongress in Wien, dem der Kaiser mit seinem ganzen
Hofstaat feierlich vorgestanden hatte. Einige Zeit nachdem die "Töchter
des Herzens Jesus" sich etwas eingewöhnt hatten, erbat sich der
Sakristan der Jesuitenkirche nebenan, die Mutter Oberin des neuen
Klosters sprechen zu dürfen. Da die Pförtnerin meldete, der Mann habe
großes Gepäck, lies sie sich von ihrer Assistentin begleiten. Was
geschah? Oh Wunder des Schweizer Jesuleins! Es kam zurück in sein
geliebtes Stift - unversehrt mit seinem Kleidchen auf dem Stühlchen im
Glasschrank! Für die neuen Schwestern war es wie ein Wunder - das
"Stiftskindl" eroberte alle Herzen. Es bewahrte die Schwestern in allen
Nöten des 1. Weltkrieges - das Kloster wurde in keiner Weise behelligt
und wenn der Hunger gar zu arg wurde, tauchte von irgendwo ein Bauer auf
und brachte einige Lebensmittel. Noch wunderbarer aber war der Schutz
im 2. Weltkrieg, da ja Hitler überall die Klöster beschlagnahmte und die
Schwestern als Pflegerinnen in Lazaretten und Altenheimen einsetzte.
Zwar mussten die einheimischen Schwestern auch im Annaheim bei der
Altenpflege mithelfen, was ja gut war, weil sie dafür die Zusatzkarten
für die Lebensmittel bekamen. Einmal verlangten einige Herren die Mutter
Oberin zu sprechen um einen Trakt des Stiftes zu beschlagnahmen. Für
diese schwierige Sache wurde das Jesulein mit ins Sprechzimmer genommen,
damit es - den Besuchern unsichtbar - die Gefahr bannen möge. Und es
half! Nachdem die Herren ihre Forderung vorgebracht hatten, bat man sie,
ihr Anliegen schriftlich genau aufzusetzen, denn das Kloster gehöre der
Kongregation, die ihren Sitz in Rom habe, wo man diese Sache im Vatikan
beim Papst vorlegen müsse. Das gefiel den Herren gar nicht - nein! Mit
Rom und dem Papst wollten sie nichts zu tun haben. Sie nahmen ihre Hüte,
sagten "Heil Hitler", gingen und kamen nie wieder. So hat das Haller
Herz-Jesu Kloster während des ganzen Krieges keinen Schaden erlitten,
während die 4 anderen Frauenklöster der Stadt alle beschlagnahmt waren
und ziemlich verwahrlost wurden. Zum Dank dafür erhielt unser liebes
Jesulein den Kosenamen
"Hausvaterli"
Quelle: Herz-Jesu-Kloster, Hall
(Website-Betreiber)
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Die offizielle Homepage der Stadt Hall finden Sie unter
www.hall-in-tirol.at